Arganöl – Wertvolles Öl aus Marokko
Arganöl ist ein Speiseöl, das aus den Früchten des Arganbaums (Argania spinosa) bzw. aus deren Kernen, den so genannten Arganmandeln, gewonnen. Da die Herstellung von Arganöl sehr zeitaufwändig und Arganbäume nur noch im Süden von Marokko wachsen und Arganöl außerdem eines der reichhaltigsten pflanzlichen Öle der Welt ist, ist Arganöl sehr teuer. Ein Liter Arganöl kostet gut und gerne zwischen 80 und 150 Euro.
Der Arganbaum ist einer der ältesten Bäume der Welt, er wächst schon seit 80 Millionen Jahren in Marokko. Im Tertiär bedeckte der Arganbaum vermutlich große Flächen in Nordafrika und Südeuropa. Aufgrund von klimatischen Veränderungen ist sein Bestand stark zurück gegangen. Heute wächst der Arganbaum nur noch auf einer Fläche von rund 820.000 ha im Südwesten von Marokko zwischen Essaouira und Agadir. Aufgrund dieser Seltenheit und des hohen Wertes des Öls wird Arganöl deshalb auch „Das flüssige Gold Marokkos“ genannt. Die Ernte und die Herstellung des Arganöls liegt vorwiegend in der Hand der Amazigh-Berber.
Die Gewinnung von Arganöl liegt in Marokko traditionell in Händen der Frauen. Die olivenähnlichen Früchte des Arganbaums werden von Hand vom Boden aufgelesen. Anschließend werden die Früchte an der Luft getrocknet und von Hand oder maschinell gequetscht, damit das Fruchtfleisch vom Kern gelöst werden kann. Die Schalen des Kerns werden dann mit Steinen aufgeklopft, um an die ölhaltigen Samen, den Arganmandeln, zu kommen. Die Arganmandeln werden bei schwacher Hitze geröstet und dann in einer kleinen Handmühle zu einem Mus zermahlen. Diesem Mus wird Wasser beigegeben und der entstandene Brei dann so lange gerührt und geknetet, bis sich das Arganöl löst und von der Masse absondert.
Neben dem Arganöl mit gerösteten Arganmandeln gibt es auch Arganöl, das aus unbehandelten Mandeln gepresst wird. Dieses besonders kostbare Öl schmeckt sehr bitter und wird daher meistens nur in kosmetischen Anwendungen verwendet.
Der gesamte Prozess zur Herstellung des Arganöls auf traditionelle Art und Weise dauert etwa 24 Stunden. Für 1 Liter Arganöl werden zwischen 30 und 50 kg Früchte benötigt, was etwa der Ernte von 4 bis 10 Bäumen entspricht. Damit ist die benötigte Menge an Früchten etwa vier- bis sechsmal höher als bspw. bei der Herstellung von Olivenöl.
Neben der traditionellen Handpressung von Arganöl wird das Öl auch auf maschinelle Art und Weise gewonnen. Dabei werden die Arganmandel mechanisch geröstet und gepresst. Bei der maschinellen Herstellung von Arganöl ist der Zeitaufwand wesentlich geringer als bei der traditionellen Handpressung, außerdem ist der Ertrag höher. Trotzdem sind immer noch rund 80% der Arganölgewinnung in Marokko reine Handarbeit.Die traditionelle Handpressung von Arganöl befindet sich oft in Händen von Frauenkooperativen. Die traditionelle Verarbeitung hilft den strukturschwachen Anbauregionen Einkommen zu generieren und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.
Arganöl aus gerösteten Samen ist leicht rötlich und hat einen walnussartigen Geschmack. Mit seinem fein-nussigen Geschmack veredelt es zahlreiche Speisen. Aufgrund seines sehr hohen Preises wird Arganöl aber praktisch nur in der Gourmet- und Sterneküche verwendet.
Arganöl wird außerdem in kosmetischen Produkten im Bereich der Hautpflege und von Anti-Aging-Produkten verwendet. Arganöl soll besonders reich an Tocopherolen (konzentrierten Vitamin-E-Verbindungen) sein und bis zu neunmal mehr Radikalenfänger und Antioxidantien als andere hochwertige Öle besitzen. Arganöl soll feuchtigkeitsspendend und durchblutungsfördernd wirken wodurch die natürliche Regeneration der Haut angeregt werden soll.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) weist jedoch darauf hin, dass der angeblich besonders hohe Tocopherol- bzw. Vitamin E-Gehalt des Arganöls bei 167-635 mg/kg liegt und er damit nicht höher ist als bei verschiedenen anderen Ölen (Sonnenblumenöl hat einen Tocopherolgehalt von 625 mg/kg, Rapsöl 230 mg/kg).Laut DGE ist Arganöl reich an ungesättigten Fettsäuren, v.a. an Ölsäure und Linolsäure. Der Gehalt an n-3 Fettsäuren, wie z. B. der ?-Linolensäure, liegt bei Arganöl dagegen unter einem Prozent. Im Vergleich zu Lein-, Raps- und Walnussöl enthält das Arganöl außerdem eine höhere Menge der gesättigten Fettsäure Palmitinsäure. Laut DGE sind daher andere Speiseöle ernährungsphysiologisch günstiger zusammengesetzt als das Arganöl.
Auch das Nachrichtenmagazin Focus kommt bei einer ernährungsphysiologischen Untersuchung des Arganöls zu dem Schluss: „Der hohe Preis… ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht also nicht gerechtfertigt.“