Englisches Bier – Ale, Stout, Porter & Co.
Englisches Bier hat hierzulande einen ziemlich schlechten Ruf. Das Bier von der Insel gilt als schal, wenig spritzig und zu warm. Manch ein deutscher „Bierkenner“ rümpft bereits beim Gedanken an ein Englisches Bier verächtlich die Nase. Dabei ist Englisches Bier meist besser als sein Ruf.
Das Brauwesen hat eine lange Tradition in England, von der viel bis auf den heutigen Tag bewahrt werden. So ist England, zusammen mit Irland, Schottland und Wales, eines der wenigen Länder, in dem noch heute das Ale (Obergäriges, starkes, helles oder dunkles hopfenbitteres Bier, das bei relativ warmen Temperaturen vergoren wird) seinen Platz neben dem im Rest der Welt üblichen Lagerbier (Pils, „Helles“, etc.) behaupten kann.
England ist nach Deutschland der zweitgrößte Bierproduzent Europas, verfügt aber über weit weniger Brauereien. Gerade mal an die 450 Groß-, Klein- und Pubbrauereien gibt es noch in England. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund rund 1.300 Brauereien.
Ale – Typically English
Das typische englische Bier ist das Ale, in England auch „Bitter“ genannt. Ale wird traditionell mit obergärigen Hefen bei höheren Temperaturen (15 bis 25 °C) vergoren als das in Deutschland übliche Lagerbier (Pils, „Helles“, etc.). Dadurch ist die Gärung bei Ale kürzer als bei Lagerbier. Ale ist im Allgemeinen alkoholärmer und hat weniger Kohlensäure als Lagerbier, es ist aber robuster und komplexer.
Ale in seiner ursprünglichen Form ist relativ arm an Kohlensäure und daher nicht so spritzig wie das hierzulande übliche Bier. Es wurde auch nicht mit Hilfe von Kohlensäure gezapft sondern mit einer Art Pumpe aus dem Fass gepumpt. Dies führte zum Vorurteil, englisches Bier wäre generell schal.
Auch das zweite Vorurteil, englisches Bier würde warm serviert, geht auf die traditionelle Herstellung von Ale zurück. Da Ale bei relativ hohen Temperaturen vergoren wird, entfalten sich seine vollen Aromen erst bei Temperaturen von 10-12°C. Deswegen wird es auch in normalen Kellern ohne Kühlung gelagert und kommt auch mit dieser Temperatur ins Glas. „Warmes“ englisches Bier ist also relativ.
Früher wurde Ale ungefiltert, also hefetrüb in Fässer („casks“) abgefüllt, von wo aus es ohne Kohlensäure- bzw. Stickstoffzugabe praktisch mit Muskelkraft in 3-4 „Zügen“ am Zapfhahn ins Glas gepumpt wurde. Dem Zeitgeist folgend werden die meisten Ales heute gefiltert und in moderne Edelstahlfässer („kegs“) abgefüllt, die über einen Anschluss für Kohlensäure bzw. Stickstoff verfügen. Von dort aus werden sie wie auch hierzulande mit modernen Schankanlagen gezapft. Mittlerweile hat sich jedoch in England eine Bürgerinitiative zur Erhaltung des Real Ale, also des traditionellen Ales, gegründet, die Campaign for Real Ale, kurz CAMRA.
Ale-Varianten
Außer normalem Ale bzw. Real Ale gibt es in England noch zahlreiche Ale-Varianten wie bspw. Mild Ale (Volles, süßliches Bier von dunkler Farbe mit relativ wenig Hopfen), Pale Ale (Hopfenbitteres, relativ trockenes Ale von heller Farbe) und India Pale Ale (IPA – Besonders stark gebrautes und gehopftes Ale, die früher in die Überseekolonien verschifft und dort mit Wasser auf Trinkstärke verdünnt wurde).
Das Fullers London Porter mit 5,4 Vol.% zählt zu den besten Porter Bieren weltweit. Nicht umsonst wird das London Porter mit der Höchstpunktzahl von 100 Punkten auf Ratebeer.com bewertet.
Andere englische Biere
Neben dem Ale und seinen Varianten ist die Angebotspalette der englischen Biersorten relativ überschaubar: Das Lager ist das neben dem Ale meistgetrunkene Bier in England. Es ist mit dem deutschen „Hellen“ vergleichbar und wird in England fast ausschließlich unter Lizenz ausländischer Konzerne (Carlsberg, Heineken, Kronenbourg oder Foster’s) hergestellt. Daneben gibt es in England noch Porter (Obergäriges, dunkles, oft tiefschwarzes, Bier mit malzigen Geschmack. Durch Zugabe von kräftigem Hopfen häufig sehr herb im Geschmack) und Stout (Schwarzbraunes, hopfenbitteres Bier mit einer ausgeprägten, cremefarbenen Schaumkrone aus besonders stark geröstetem Gerstenmalz gebraut). Stout ist eigentlich eine besonders kräftige Variante des Porters, seinen Namen erhielt es vom Begriff „Stout Porter“ (Kräftiges Porter).