Tschechisches Bier
Tschechisches Bier zählt zu den besten Bieren der Welt. Diese Meinung teilen Fachleute und Biertrinker gleichermaßen. Bier, das tschechische Nationalgetränk, ist so fest in der tschechischen Kultur verwurzelt, dass es sogar Gegenstand von Liedern und Filmen ist und natürlich ist Tschechisches Bier auch Zutat zu zahlreichen Gerichten der Tschechischen Küche.
Das Bierbrauen ist in Tschechien eine jahrhundertealte Tradition. Bereits im Mittelalter wurde in den Klöstern Tschechiens Bier gebraut. Allmählich wurde das Monopol der Mönche auf das Recht, Bier zu brauen gelockert und Städte und später auch private Brauereien begannen, Bier zu brauen. Heute gibt es rund 470 Tschechische Biere, die von rund 50 industriellen und rund 60 Klein- und Kleinstbrauereien produziert werden.
Bier wird in Tschechien fast ausschließlich vom Fass getrunken und zwar in einem 0,5 Liter Glas in einer der traditionellen Bierstuben (pivnice). Flaschenbier ist weniger weit verbreitet und vor allem bei jungen Leuten beliebt.
Pilsener Urquell – Ahnvater aller Pilsbiere
Das bekannteste tschechische Bier ist zweifelsohne das Pilsener Urquell. Der Ahnvater aller Biere nach Pilsener Brauart ist ein untergäriges Lagerbier mit starkem Hopfenaroma und höchstens 12,5 Prozent Stammwürzegehalt, was zu einem relativ geringen Alkoholgehalt von 4,4 Vol.% führt. Die Stadt Pilsen, Heimat des weltberühmten Pilsener Urquell, erhielt schon um 1307 das Braurecht. Es sollte aber bis 1842 dauern, bis der bayerische Braumeister Josef Groll das erste Bier nach Pilsener Brauart braute. Das Bier wurde rasch auch über die Grenzen Tschechiens berühmt und fand entsprechend auch viele Nachahmer. Im Jahr 1898 wurde daher die Schutzmarke Pilsener Urquell eingetragen. Pilsener Urquell wird von der Brauerei Plzeňský Prazdroj in Pilsen hergestellt.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Öffnung nach Westen und in den Kapitalismus stieg die Nachfrage nach Pilsener Urquell noch mehr, als sie sowieso schon vorhanden war. Zwischen den Jahren 204 und 2011 war die Brauerei daher gezwungen, einen Teil des Biers in Polen zu produzieren. Erstmals in der über 150-jährigen Geschichte wurde damit das Pilsener Urquell außerhalb von Tschechien gebraut. Nachdem der Um- und Ausbau der Brauerei in Pilsen abgeschlossen war, wurde die Herstellung in Polen wieder beendet. Pilsener Urquell wird seitdem auf für den Export in über 50 Ländern der Welt wieder ausschließlich in Pilsen gebraut.
Bier aus Budweis
Aus Budweis, tschechisch České Budějovice, einer Stadt in Südböhmen, kommen gleich zwei Biermarken. Die bekanntere von ihnen ist Budweiser Budvar, dessen Brauerei 1895 in Budweis unter dem Namen Český akciový pivovar (Tschechische Aktienbrauerei) gegründet. Die Gründer der Brauerei waren Tschechen und die Brauerei sollte dem Budweiser Bürgerbräu aus dem Bürgerlichen Brauhaus Budweis (s.u.) Konkurrenz machen. Dieses wurde bereits 1795 von deutschen Bürgern in Budweis gegründet. Budweiser Budvar stellt mehrere verschiedene Biersorten nach der ursprünglichen Budweiser Brauart her und exportiert diese in über 60 Ländern.
Die andere, ältere Brauerei in Budweis, das „Bürgerliche Brauhaus Budweis“ wurde 1795 von Deutschen gegründet. Nach mehreren Inhaberwechseln und Namensänderungen firmiert die Brauerei seit 2001 unter dem Namen „Budějovický měšťanský pivovar a.s.“ (Budweiser Bürgerbrauerei AG).
Der „Budweiser-Streit“
Um die Nutzung der Bezeichnung „Budweiser“ kam es Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Streit zwischen der Český akciový pivovar (Tschechische Aktienbrauerei), dem Hersteller von Budweiser Budvar und dem amerikanischen Unternehmen Anheuser Busch, dem sogenannten „Budweiser-Streit“: Biere nach Budweiser und nach Pilsener Brauart waren in den USA bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt, weswegen auch viele einheimische Brauer Bier nach dieser Machart in den USA herstellten. Bereits im Jahr 1867 wurde die Marke eingetragen. allerdings nicht wörtlich als „Budweiser“. Diese Markenrechte kaufte Anheuser-Busch im Jahr 1883, also über 10 Jahre bevor die Tschechische Aktienbrauerei gegründet wurde. Beide Firmen beharrten jedoch auf die älteren Namensrechte. Der „Budweiser-Streit“ wurde nie richtig beigelegt und schwelt noch immer. Derzeit wird das tschechische Budweiser weltweit als „Budweiser“, „Budvar“, „Budějovický Budvar“ oder „Budweiser Budvar“ verkauft. Nur in den USA und in Kanada wird das Bier aus Tschechien unter dem Namen „Czechvar“ verkauft. Im Gegenzug wird das Bier von Anheuser-Busch in Europa größtenteils als „Anheuser-Busch Bud“ angeboten. In Großbritannien und Irland, wird, aufgrund einer Besonderheit des britischen Markenrechts, das Bier von Anheuser-Busch als „Budweiser“ und das tschechische Bier als „Budějovický Budvar“ – häufig auf „Budvar“ abgekürzt – verkauft.
Weitere tschechische Biere
Neben dem Pilsener Urquell freuen sich die Marken Gambrinus (Pilsbier) und Radegast großer Beliebtheit unter den tschechischen Bieren.
Gambrinus ist ein Bier nach Pilsener Brauart, das ebenso wie Pilsner Urquell von der Brauerei Plzeňský Prazdroj in Pilsen gebraut. Gambrinus wird seit 1869 gebraut. Seinen Namen hat das Bier von Gambrinus, einem legendären König der Germanen, der der Legende nach das Bier erfunden haben soll.
Radegast ist noch eine relativ junge Biermarke, die 1965 in der Gemeinde Nošovice bei Frýdek-Místek im Osten Tschechiens gegründet wurde. Seit 1999 gehört die Brauerei zur Brauerei Plzeňský Prazdroj in Pilsen, die auch das Pilsener Urquell braut. Radegast stellt zwei Sorten helles Bier sowie eine Sorte alkoholfreies Bier her.