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Der schottische Kilt – Was hat es mit dem Schottenrock auf sich?

Der Kilt, auch „Schottenrock“ genannt, gilt als das typische schottische Kleidungsstück. Um so überraschender ist es, dass der Kilt mit dem typischen Tartan-Muster, wie wir es heute kennen, erst Anfang des 17. Jahrhunderts, der Schnitt des heutigen Kilts gar erst Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam und beliebt wurde.


Der Kilt im eigentlichen Sinne wird in Schottland nur von Männern getragen. Frauen tragen sog. „kilted Skirts“, also kiltähnliche Röcke. Diese können kürzer oder länger als traditionelle Kilts sein. Ein traditioneller schottischer Kilt reicht dem Träger bis an die Knie. Außerdem darf sein unterer Saum beim Knien nicht den Boden berühren.

Ein Kilt wird, je nach Trageanlass, aus 4-8 m. Wollstoff gefertigt, dessen Gewicht, ebenfalls je nach Trageanlass, von 21 Unzen (1 Unze = 28,35 gr.) pro Yard (1 Yard = 0,9144 m) bis 10-11 Unzen/Yard beträgt. Der Kilt wird auf der Rückseite mehrfach überlappend übereinandergelegt und genäht. Dabei ist es wichtig, dass der Stoff so gefaltet und vernäht wird, dass das Tartanmuster nicht unterbrochen wird und hinten genau so aussieht wie an der Vorderseite des Kilts. Eine tadellose Faltung unter Einhaltung des Tartans ist ein Qualitätsmerkmal bei Kilts. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist, wenn der untere Saum des Kilts nicht umgenäht, sondern ohne Fransen einfach abgeschnitten ist. Ein guter Kiltstoff und eine tadellose Verarbeitung lassen den Kilt auch nach Jahrzehnten nicht ausfransen. Selbstverständlich wird ein guter Kilt auf Maß gearbeitet und kommt nicht von der Stange.

Der Kilt wird um die Hüfte gewickelt und zwar so, dass die Falten exakt die Verlängerung des Rückgrates bilden. Das obere lose Ende wird dann meistens mit Hilfe einer Gürtelschnalle fixiert, das untere Ende des Kilts wird mit einer Sicherheitsnadel (der sog. „Kilt Pin“) festgehalten.

Zur traditionellen schottischen Tracht gehört neben dem Kilt eine barrettähnliche Kappe („Bonnet“) mit einem Emblem aus Metall („Cap Badge“), das das Clanwappen und -motto des Trägers zeigt, ein Jacket und eine Weste, Gürtel mit Gürtelschnalle aus Metall, einen Sporran, ein Beutel aus Leder oder Fell, der als Geldbeutel dient, da der Kilt keine Taschen hat, und auf der Vorderseite des Kilt herunterhängt, Kilt Pin, eine schweres Emblem, das oft das Clanwappen, den schottischen Löwen, die schottische Distel oder ein Schwert zeigt,  das mit einer Sicherheitsnadel am unteren Teil des Kilts befestigt wird und das verhindern soll, dass der Kilt durch Wind oder starke Bewegung nach oben geweht wird,  Kilt Hose (schwere, knielange Wollstrümpfe, die unter dem Knie gefaltetet werden), Flashes (Kleine, bunte Stückchen Stoff, die in den Umschlag der Kilt Hose gesteckt werden), Sgian Dubh (Dolch der in einen Strumpf gesteckt wird) und Gillie Brogues (Halbschuhe, deren Schnürsenkel um die Waden geschlungen und festgebunden werden).

Geschichte des Kilts

Entgegen allgemeiner Meinung ist der Kilt keine Weiterentwicklung keltischer Kleidung. Der Kilt mit dem typischen Tartanmuster kam erst Anfang des 17. Jahrhunderts auf, einige der heute typischen Merkmale wurden gar erst im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt – ausgerechnet von englischen Adligen und deren Schneidern!

Der Kilt hat seinen Ursprung im sog. „belted plaid“. Dies war ein großes Stück Wollstoff, das über die Schulter geschlungen und an der Hüfte mit einem breiten Gürtel zusammengehalten wurde, diese Art Kleidung wurde „great kilt“ (großer Kilt) genannt. Dieser belted plaid war meistens bunt eingefärbt und mit allen möglichen Mustern versehen. Erst allmählich begannen die schottischen Hochland-Clans, sich einheitlich zu kleiden. Die Clan-Chiefs waren bedacht darauf, insbesondere ihren Kriegern eine Art Uniform zu geben, die sie von anderen Clans unterscheiden sollte. Der erste schriftliche Hinweis auf eine Standardisierung der Muster auf den Kilts innerhalb eines Clans stammt aus dem Jahre 1618, als Sir Robert Gordon of Gordonstoun Murry of Pulrossie in einem Brief dazu aufforderte, den Tartan seiner Krieger dem der anderen Krieger des Clans anzupassen.

Nach 1688 und mit dem Niedergang des Campbell Clans und dem damit einhergehenden Aufstieg der Stuarts und der Verbreitung des Jakobitertums in Schottland, sahen sich die englischen Besatzer gezwungen, Schottland mehr politische Aufmerksamkeit zu schenken. Als 1707 der Union Act und damit quasi die politische Einheit Schottlands mit England beschlossen wurde, wurde der Tartan zum Zeichen schottischen Patriotismus.

Nach dem Aufstand von 1715 wurden unabhängige Kompanien ausgehoben, die die Einhaltung der Gesetze in Schottland gewährleisten sollten. Diese Kompanien setzten sich zum Großteil aus schottischen Freiwilligen zusammen und wurden seit ihrer Aushebung aufgrund ihres dunklen Tartans „Black Watch“ genannt. Nachdem diese unabhängigen Kompanien in ein reguläres Regiment umformiert wurde, entstand ein Tartan, den dieses Regiment als Uniform tragen sollte. Somit ist der Black Watch Tartan der erste dokumentierte und genau definierte Tartan überhaupt. Von ihm stammen alle Tartans der schottischen Regimenter und viele Tartans der Clans ab.

Der schottische Kilt: Beliebt bei jung und alt
Der schottische Kilt: Beliebt bei jung und alt / © netzwissen.com

Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Plaited Belt von einem neuen, leichteren und angenehmer zu tragenden Kleidungsstück abgelöst. Dabei wurde der Plaited Belt praktisch in der Mitte geteilt. Daraus entstand der sog. kleine Kilt, der als Rock um die Hüfte gewickelt wurde und eine Art Überwurf, der zusammengerollt über der Schulter und quer vor der Brust getragen und bei Bedarf abgelegt werden konnte.

1746, nach endlosen schottischen Aufständen wurde den Schotten verboten, Waffen zu tragen und ein Jahr später trat der Dress Act in Kraft, der den Schotten verbot, jegliche Art traditioneller Kleidung, sei es Plaited Belt, kleiner Kilt, Brusttuch u.ä. zu tragen. Der erste Verstoß gegen den Dress Act wurde mit 6 Monaten Gefängnis, der zweite Verstoß mit 7 Jahren Verbannung in einer Übersee-Kolonie bestraft. Nur den schottischen Highland-Regimentern war es weiterhin erlaubt, Kilt zu tragen. Es wird berichtet, dass viele junge Schotten nur deshalb der Armee beitraten, um ihre traditionelle Kleidung tragen zu können und traditionelle schottische Musik hören und spielen zu können.

Als der Dress Act 1783 wieder aufgehoben wurde, waren die schottischen Clan-Strukturen unwiederbringlich zerstört und der Kilt nicht mehr länger ein Alltagskleidungsstück der Schotten. Das Tragen des Kilts galt fortan als politisches Statement schottischer Nationalisten. Menschen, wie der schottische Schriftsteller Sir Walter Scott, und die von ihm mitbegründete „Celtic Society of Edinburgh“ versuchten, schottische Traditionen wieder aufleben zu lassen. Dabei überzeugten sie auch die Lowlander, Kilt und Tartan zu tragen, obwohl dies zuvor kein Bestandteil der Lowland-Kultur gewesen war. Auch die generelle Identifikation und Zuordnung der Clans mit bestimmten Tartans wurde erst in dieser Zeit populär.

Mit King George IV und erst recht mit seiner Nachfolgerin Queen Victoria wurde schließlich alles Schottische, darunter natürlich auch der Kilt und schottischer Whisky, modern und en vogue und viele englische Adlige und die englische High-Society begannen, Kilts und andere karierte Kleidungsstücke zu tragen. Dadurch wurde die Form des Kilts durch die englischen Schneider weiter verändert und verfeinert, bis er schließlich zu seiner heute bekannten Form fand.

Was trägt man(n) unter dem Kilt?

Diese Frage ist vermutlich fast so alt, wie der Kilt selbst und ist noch immer noch nicht so richtig beantwortet. Tatsache ist, dass die schottischen Krieger unter dem Vorläufer des Kilt, dem belted plaid, wohl tatsächlich nichts trugen. Dies ist aber eher dem Umstand geschuldet, dass es im Mittelalter noch keine Unterwäsche gab, wie wir sie kennen. Außerdem ist ein echter, traditioneller Kilt so dick und schwer, dass es schon eines besonders starken Windes oder einer besonders heftigen Bewegung bedarf, dass er nach oben weht und das darunter verborgene preisgibt. Auch die die schwere Kiltnadel, die kilt pin, soll dafür sorgen, dass der Saum des Kiltes dort bleibt, wo er hingehört.

Ob man tatsächlich etwas unter dem Kilt trägt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen, es gibt keine offiziellen Vorschriften oder Empfehlungen. Einige Traditionalisten schwören auch heute noch darauf, dass man unterm Kilt nichts trägt. Beim berühmten 3. Battallion des Royal Regiments of Scotland, der sogenannten Black Watch (s.o.), ist es heute noch üblich, unter dem Kilt nichts zu tragen. Die Soldaten der Black Watch sprechen hierbei von „to go regimental“ oder von „military practice“.Bei den meisten anderen Schotten hat sich aber mittlerweile eingebürgert, unter dem Kilt eine Unterhose, eine enganliegende Radhose oder eine kurze Hose zu tragen.

Irische und walisische Kilts

Neben dem typischen schottischen Kilt gibt es auch in Irland und Wales Kilts.

St David's Tartan Insbesondere die walisischen ‚Cilts‘ gelten dabei als Zeichen walisischen Patriotismus und Nationalbewusstsein. Einer der bekanntesten Tartans in Wales ist der sogenannte St David’s Welsh National Tartan, auch bekannt als The Brithwe Dewi Sant. Er ist benannt nach dem Heiligen David von Menevia. Der heilige David (walisisch Dewi Sant; * um 512; † 587) war Bischof von Menevia (walisisch „Mynyw“, heute St Davids) und gilt als Schutzpatron von Wales. Die Kathedrale in der der Hl. Davids predigte, steht heute noch in der walisischen Stadt St David’s in Pembrokeshire.

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