Lernen und Lerntechniken
Den Erwerb verschiedener Kenntnisse und Fähigkeiten wird als Lernen bezeichnet. Lernen ist die bewusste oder unbewusste Zunahme von Wissen und die daraus resultierende Veränderung des Verhaltens. Die Fähigkeit zu Lernen ist für den Menschen aber auch für Tiere überlebenswichtig. Nur so ist es möglich, auf verschiedene Situationen angemessen zu reagieren und sich seiner Umwelt anzupassen.
Wir lernen unser Leben lang. Auch als Erwachsener ist man stets gezwungen, zu lernen, besonders in der Berufsaus- und -weiterbildung. Wer jedoch effektiv lernen will, der muss wissen, wie sein Gedächtnis überhaupt funktioniert und welcher Lerntyp er ist. Nur dann ist es möglich, die individuell richtige Lerntechniken anzuwenden.
Gedächtnis: Erinnern, Behalten, Vergessen
Um zu Lernen d.h. das erworbene Wissen zu speichern und das Verhalten zu ändern müssen wir die Informationen speichern, verwalten und abrufen können. Dazu haben wir ein Gedächtnis.
Das Gedächtnis wird in ein sog. Dreispeichermodell unterteilt:
Ultrakurzzeitgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtnis nimmt ca. 1 Million Reize pro Sekunde unbewusst auf. Das Ultrakurzzeitgedächtnis dient als erster Filter bei der Verarbeitung von Reizen. Wenn keine Aufmerksamkeit vorhanden ist, Interesse und Assoziationsmöglichkeiten fehlen oder zusätzliche Wahrnehmungen dabei stören, werden diese Reize nach nur 0,1 bis maximal 1 Sekunde wieder aus dem Ultrakurzzeitgedächtnis gelöscht, also „vergessen“.
Kurzzeitgedächtnis
Das Kurzzeitgedächtnis hat eine Speicherdauer von ca. 10 bis 20 Minuten. Die aufgenommenen Informationen werden bewusst mit dem Speicher des Langzeitgedächtnisses verglichen und abgeglichen. Unwichtige Informationen werden vergessen, wichtige wandern in das Langzeitgedächtnis.
Langzeitgedächtnis
Im Langzeitgedächtnis werden Informationen lebenslang gespeichert. Dabei werden die Informationen als Bildung und Ablagerungen von Proteinen im Gehirn gespeichert. Informationen aus dem Langzeitgedächtnis sind bewusst abrufbar. Informationen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind, werden nicht „vergessen“, also unwiderruflich gelöscht. Es kann aber vorkommen, dass Informationen temporär nicht auffindbar sind.
Informationskanäle und Lernwege
Es gibt verschiedene Informationskanäle bzw. Lernwege,über die man lernen kann. Diese Informationskanäle bzw. Lernwege unterscheiden sich in der Art, wie bzw. auf welche Weise die Informationen aufgenommen werden und welche Sinne dabei angesprochen werden. Jeder dieser Informationskanäle hat Vor- und Nachteile und unterscheiden sich in der Menge der behaltenen Informationen.
Schematische Dartsellung der Informationskanäle
Behalten | Lernweg | Vorteile | Nachteile | Lerntyp |
20% | Hören | Schnell | Missverständnisse möglich | Akkustischer Lerntyp |
10% | Lesen | Jederzeit Wiederholbar | Keine Rückfragen mögliche | Visueller Lerntyp |
30% | Sehen | Anschaulich | Keine Zusammenhänge erkennbar | Visueller Lerntyp |
90% | Handeln | Alle Sinne werden beansprucht | „Falsche“ Wiederholungen | Motorischer Lerntyp |
50% | Hören und Sehen |
Verschiedene Lerntypen
Je nachdem auf welchem Weg und über welchen Informationskanal der Mensch am einfachsten lernt, unterscheidet man drei unterschiedliche Lerntypen.
Visueller Lerntyp
Der visuelle Lerntyp lernt am leichtesten über Eindrücke, die ihm das Auge vermittelt. Man geht davon aus, dass der visuelle Lerntyp am weitesten verbreitet ist, da das menschliche Auge unter allen Sinnen die größte Aufnahmefähigkeit besitzt. Auch die ständige Übung und Erziehung zum visuellen Lernen hat dazu beigetragen, dass der visuelle Lerntyp dominant ist.
Akkustischer Lerntyp
Der akkustische Lerntyp lernt am leichtesten über EIndrücke, die ihm das Ohr vermittelt. Akksutische Lerntypen speichern Vorlesungen, Referate, Vorgelesenes und mündliche Vorträge am leichtesten.
Motorischer Lerntyp
Der motorische Lerntyp lernt am leichtesten, wenn er visuelle und akkustischeReize mit Bewegung verbinden kann. Der motorische Lerntyp speichert Informationen am besten, wenn er Vorgemachtes selbst nachmachen kann. Dazu gehören auch Mitzeichnen, Mitsprechen und Mitschreiben.
Die verschiedenen Lerntypen sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark vertreten. Prinzipielle ist also jeder Mensch ein Mischtyp, bei dem jedoch, der eine oder andere Lerntyp überwiegt. Wer effektiver und leichter lernen möchte, der sollte sich also einmal genau beobachten und feststellen über welche Lernkanäle er am leichtesten lernt und welcher Lerntyp bei ihm überwiegt.
Lernmotivation
Wie alle Erfolge im Leben ist auch der Erfolg beim Lernen zu einem großen Teil von der Motivation abhängig. Je interessierter man an einer Sache ist, je höher also die Motivation ist, desto höher ist die Lernenergie und die Lernbereitschaft.
Besonders Erwachsene haben sich bereits bestimmte Verhaltensweisen angeeignet und haben bestimmte Vorstellungen und Bedürfnisse. Anders als bei Kindern und Jugendlichen, die neuen Dingen gegenüber vorbehaltloser und unkritischer gegenüberstehen, spielen bei Erwachsenen Interesse und Motivation eine große Rolle beim Lernen.
Erwachsene lernen dann besonders gerne und gut, wenn sie regelmäßig Erfolgserlebnisse haben. Erfolgserlebnisse beim Lernen steigern die Motivation und festigen das erlernte Wissen. Je häufiger Erwachsene beim Lernen Erfolgserlebnisse haben, desto höher ist die Lernmotivation.
Erwachsene werden auch besser motiviert, wenn sie sie sich selbst Aufgaben und Ziele setzen können und sich der Lehrstoff konkret auf das Leben und Wissen des Erwachsenen bezieht.
Lernen und Wiederholen
Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, werden neu aufgenommene Informationen besonders nach den ersten 20 Minuten, später jedoch deutlich langsamer wieder vergessen.Informationen werden dann besonders gut behalten, wenn sie:
- Vorstellungskraft und/oder Fantasie ansprechen
- die persönlichen Interessen, Ziele oder Motive ansprechen
- mit bereits bekannten Informationen sinnvoll verknüft werden können
- Gefühle ansprechen
- auf ungewöhnliche Art und Weise präsentiert werden
Wer sein Erinnerungsvermögen verbessern und das Gelernte behalten will, der muss das Erlernte wiederholen. Je länger dabei die Pausen zwischen den Wiederholungen sind, desto besser bleiben Informationen verankert. Es hat sich als optimal gezeigt, wenn sich die Wiederholungen auf mehrere Tage mit immer größeren Pausen dazwischen verteilen.
Wichtig bei Wiederholungen ist, dass das zu Lernende auch verstanden wird. Stumpfes Wiederholen einer Sache, die man nicht versteht, hat keine Aussicht auf Erfolg. Nur verstandene Informationen können richtig in bekannte Zusammenhänge eingeordnet werden.
Bücher zum Thema Lerntechniken: